Sonntag, 9. Juni 2013

Giullietta (4. Rock)

Wie von der Mama gewünscht, wird der Dirndlrock knöchellang. Entsprechend habe ich einfach von dem doppelt liegenden Stoff (73 cm) über die gesamte Stoffbreite ein 54 cm langes Stück abgeschnitten (45 cm fertige Länge + 7,5 cm zum Herauslassen + 1,5 cm Nahtzugabe). Das Kittelblech, in diesem Fall ein 7 cm breiter Streifen aus demselben Stoff wie der Rock, habe ich schon vor einer Woche zugeschnitten. Meine Mama hat ihn jetzt mit Modeln und in rot bedruckt.
Das Kittelblech habe ich am unteren Rockende mit dem Rockstoff verstürzt. Eigentlich sollte man dann den oberen Saum des Kittelblechs mit einem Blindstich annähen. Allerdings weiß ich aus eigener Erfahrung, dass man gern mal beim Einsteigen ins Dirndl dort hängen bleibt und das Kittelblech losreißt. Die Gefahr, dass also meine Nichte beim Anziehen oder Spielen dort hängen bleibt, war mir zu groß. Also wird das Kittelblech kinderfreundlich richtig festgenäht.


 Den oberen Saum habe ich nur gereiht und am Mieder angenäht. Dann bin ich zu meiner Tante, einer gelernten Schneiderin, gefahren und habe ihr das Dirndl zur "Qualitätsprüfung" gegeben. Wie erwartet hagelte es Kritik hatte sie drei Verbesserungsvorschläge: 

1. Der Rock muss bis an die vordere Mitte gehen, so dass der Schlitz geschlossen ist. (Der untere Knopf wird dann einfach offen gelassen.)
2. Jedes einzelne Miederteil hätte verstürzt werden und dann erst zusammengenäht werden sollen. Dann würde der Aufwand mit dem Säumen der Nahtkanten wegfallen und das Innenleben würde noch ordentlicher aussehen. 
3. Das Kittelblech ist zu breit. Bei einem Erwachsenendirndl werden 10-12 cm genommen. Also reichen bei einem Kinderdirndl 4-5 cm. 

Den Punkt zwei und drei werde ich nicht mehr umsetzen, aber den Rock werde ich nochmal wegtrennen und richtig annähen. 
Wo ist der Knopflochtrenner? Seufz ...




Grünes Mieder (7. Knopfleiste)

Der Erfolg  mit den Knopflöchern im Kinderdirndl hat mich mutig gemacht. Heute habe ich mich an die Knopflöcher für mein eigenes Mieder gewagt.
Wichtig bei der Aufteilung der Knöpfe ist, dass man einen Knopf auf dem höchsten Punkt der Brust (Brustspitze) einplant. So vermeidet man ein Auseinanderklaffen des Mieders. Eine gute und ausführliche Beschreibung, wie man Knöpfe anordnet habe ich übrigens bei sewinggalaxy gefunden.
Hier habe ich mal die verschiedenen Garne fotografiert, die ich bis jetzt verwendet habe. Ungewollt ist das zu einer Materialschlacht ausgeartet.



Von links nach rechts sieht man das normale Nähgarn, das Maschinenstickgarn, das ich extra für die Knopflöcher besorgt habe, das Knopflochgarn, das in den Knopflöchern mitgelaufen ist sowie die verwendeten Perlmutknöpfe.


Das ist übrigens das erwähnte Knopflochfüßchen. Hinten ist eine kleine "Nase" an der man den Mitlauffaden einhängen kann und dann wird dieser mit Zickzackstich überstochen. Sowohl auf dem Hinweg als auch auf dem Rückweg. Im Bild ist der Hinweg dargestellt. Die beiden Stecknadeln rechts habe ich als Markierung verwendet. Auch wenn das Füßchen transparent ist, kann ich nie meine Bleistiftmarkierungen erkennen, wo ich mit dem Knopfloch anfangen oder aufhören soll. Wie macht man das denn eigentlich richtig? 
Ein schönes Knopfloch mit automatischer Längeneinstellung ist für mich allmählich ein Grund eine zweite und neuere Nähmaschine zu kaufen.

15 Knopflöcher, 15 Knöpfe und zwei Stunden Fadenenden Vernähen später. Ach ja, die vorderen Kanten habe ich schon vor ein paar Wochen in einer Nacht- und Nebelaktion mit Paspelband verstürzt. 



Samstag, 1. Juni 2013

Giullietta (3. Kinderdirndl)

Das Dirndl für meine Nichte ging mir bis jetzt überraschenderweise schnell von der Hand. Es sind halt auch viel kürzere Nähte, die man stecken muss. Außerdem kann man bei dem Wetter auch nicht viel machen. Während also gerade die Welt um mich herum im (Regen-)Wasser versinkt, bin ich kreativ.
Die erste Anprobe gestern hat gezeigt, dass der Halsausschnitt am Rückenteil ein wenig tiefer werden muss. Der Stoff ist bis in den Hals hineingeragt und unschön weggestanden. Das hieß dann halt das komplette Mieder nochmal aufmachen ... grrr!

Die Details am Mieder waren heute dran. Zuerst habe ich die Knopflöcher genäht. Mit einer Menge Respekt habe ich zum ersten Mal ein Knopfloch wie hier beschrieben in ein fertiges Teil und nicht in ein Resttück genäht. Das Ergebnis sah komisch aus. Das Knopfloch wirkte fehl am Platz, ist unangenehm herausgestochen. Also habe ich Dirndl-Zeitschriften und das Internet durchforstet und siehe da, wenn ein heller Stoff verwendet worden ist, waren die Knopflöcher pastellfarben oder weiß. Der zweite Versuch mit einem hellrosa Nähgarn war perfekt. Zum Mitlaufen habe ich übrigens ein weißes Knopflochgarn verwendet. Mit einer Nähnadel (und Fingerhut!) ging es dann an's Vernähen der Fäden.


Sowohl die Nähgarnenden, als auch das Knopflochgarn habe ich auf die linke Seite gezogen und rund um das Knopfloch vernäht. Anschließend habe ich mit dem Knopflochtrenner die Knopflöcher vorsichtig geöffnet.



Aus der Knöpfeschachtel, die mir meine Mutter vor ein paar Jahren geschenkt hat, habe ich dann 7 kleinere Perlmutknöpfe herausgesucht und mit der Nähmaschine mit dem Hahnentritt-Stich festgenäht (Abstand: ca. 2cm).

In das Rückenteil kommt eine schmale Schnürung. Diese hilft, dass das Dirndl immer eng anliegend sitzt und die (kleinen) Gewichtsschwankungen, die Kleinkinder oft vor und nach einem Schub haben, auszugleichen ohne dabei das Dirndl ändern zu müssen. Zusätzlich ist an den Seiten jeweils 4cm und an der unteren Kante des Mieders ca. 3cm Stoff zum Herauslassen vorgesehen. So kann das Dirndl dann auch noch eine bis zwei Kleidergrößen mitwachsen.
Für die Schnürung habe ich 16 silberfarbene Ösen herausgesucht und diese per Hand angenäht (1. Öse: 1cm von oben, ansonsten jeweils 3cm Abstand). Da das eine langwierige Geschichte ist, habe ich einfach meine Nähsachen eingepackt und bin zu meiner Schwägerin gefahren. Mit einer Tasse Kaffee und einem netten Gesprächspartner geht die Arbeit dann viel leichter von der Hand.
Die Oma haben wir dann auch gleich noch verpflichtet das Kittelblech mit einem schönen Muster zu bedrucken. So wird das Dirndl jetzt auch noch ein richtiges Familien-Werkstück :-)


Jetzt kommt das Mieder erst mal in die Waschmaschine bei 30° Grad (100% Baumwolle). Zum Einen um die Bleistiftmarkierungen wegzuwaschen, zum Anderen ist die Waschmaschine auch ein kleiner Feuertest, ob alles hält, wie es soll. Schließlich wird ein Kinderdirndl die Waschmaschine noch öfter von innen sehen!